ZEIT HABEN
Ein Boot. Ein weißes Boot mit roten Streifen
und eine frische Brise, die
mich weiterträgt.
Und spüren, wie die Ruder kraftvoll Wasser
greifen.
Den Körper spüren, der sich in die Riemen legt.
Dann innehalten. Langsam öffnen sich die Hände.
Die Ruder treiben ruhig
und veloren fort.
Die Luft ist zärtlich und die Jagd ist hier zu Ende.
Ich schau zum fernen Ufer. Nichts ist dort.
Die Flasche öffnen. Bis zur süßen Neige leeren.
Dann lächeln, warten.
Endlich kommt der Schlaf.
Noch einmal lauschen und die weißen Vögel klagen
hören.
Ich wehr mich nicht mehr. Klein bin ich und brav.
Noch einmal danken. Und: Lebt wohl, ihr alle.
Ich lass euch weit zurück,
ihr kriegt mich nicht!
Dann lachen, laut, und sehen, wie ich falle.
Und
weiße, weiße Gischt trifft mein Gesicht.
Jetzt schweben. Atmen und die Augen schließen.
Mein Haar, das webt und
schlängelt sich im Blau.
Die Arme breiten und die Welt zum Abschied küssen.
Dann nichts mehr sein als Rausch und Mann und Frau.
Das Letzte, das ich spüren will, ist Salzgeschmack.
Und ohne es zu wissen
will ich endlos trinken.
Dann auf den Fluten treiben wie ein nasser
Sack,
um endlich schwer und tief hinabzusinken.
Zeit haben dann. Für immer, ewig, endlos lang.
Ich liege friedlich,
still, und halt den Mund.
Allmählich quillt der Körper auf wie fauler
Tang.
Ich träum von falben Pferden auf azurnem Grund.
1979